...passender hätte das Banner, das bei der letzten Aufführung unter Dieter Dorn vom Balkon des Residenztheaters herabhing, die Gedanken und Emotionen das treuen Dorn-Publikums nicht ausdrücken können...
gekommen und geblieben
1976 kam Dieter Dorn vom Schillertheater in Berlin nach München, eine, wie er selbst sagt, "wunderbare Theaterstadt". Angefangen als Oberspielleiter an den Kammerspielen, baute er um sich ein unglaubliches, sich immer wieder weiterentwickelndes Ensemble auf, mit Theatergrößen wie Rolf Boysen, Cornelia Froboes, Thomas Holtzmann, Sunnyi Melles, Gerd Anthoff oder Gisela Stein, um nur einige zu nennen. 2001 kam die Überlegung auf, zurück nach Berlin zu gehen, doch sein Ensemble sagte ihm klar und deutlich: "wir machen alles mit, nur umziehen wollen wir nicht mehr." Ein Glück: Dorn blieb und übernahm die Intandanz des Bayerischen Staatsschauspiels.
Dorns Inszenierungen bestechen durch ihre Authentizität. Er braucht keine großen, aufwändigen Bühnenbilder. Dorns Theater nimmt die Texte und seine Figuren ernst, nimmt sie vollkommen bis ins kleinste Detail wahr, sucht den Sinn hinter der Sprache.
Rolf Boysen hat einmal gesagt: "Bei Dorn sieht man das langsame Entstehen eines Menschen auf der Bühne" Dieter Dorns Theater ist ein Erlebnis, sein Theater sind keine Projekte. Es wird betitelt als "sinnliche Aufklärung". Dorn macht die Gegenwart greifbar, die Vergangenheit gegenwärtig.
Es gibt nur ein einziges Kriterium für Theater: Ausverkauft!
Dem Vorwurf, sein Theater sei nicht zeitgemäß genug, entgegnet er nur mit einem "ja das sehen wir daran, dass fast jede Vorstellung ausverkauft war". Er spielt Shakespeare, geht mit Sophokles und Euripides zurück zu den griechischen Theaterursprüngen, unter seiner Führung kommen Goethe und Schiller wieder auf die Bühne und dazwischen immer wieder sein Lieblingsautor Botho Strauß.
Der letzte Vorhang, die letzte Verbeugung, der letzte Applaus...
2011 Kleist-Jahr! Und für Dieter Dorn die Chance am Ende seiner Intendanz am Bayerischen Staatsschauspiel seinen Traum zu verwirklichen: "Das Käthchen von Heilbronn" im ungekürzten Originaltext.
Und Dorn inszeniert sich selbst: als Kaiser, als Spielleiter geht er durch den Nebel seinem Publikum entgegen, mit ein paar Handbewegungen winkt er sein Ensemble herbei zu seiner letzten großen Aufführung. Es ist das perfekte Stück zum Abschied: Der Intendant mit seiner ganzen Theaterfamilie auf einer Bühne!
Nach 4 Stunden standing ovations des Publikums... bis Dieter Dorn auch noch Regisseur seines Publikums wird und ruft: "Aus!"
Danke, Dieter Dorn!


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